Ich war gestern mit Öffis von Wiener Neustadt nach St. Pölten unterwegs, um eine vorgeschriebene Pflegeelternfortbildung zu besuchen. Ich brauche diese Fortbildung und es gibt mir auch die Chance andere Pflegeeltern und ihre Nöte kennen zu lernen. Das Thema war : Pubertät und was sie so besonders für Pflegekinder macht.
Vielleicht denken manche kurz, wo liegt der Unterschied ? Pubertät ist Pubertät.
In der Pubertät geht es nicht nur um körperliche Veränderung, es geht auch um Identitätsfindung. Wer bin ich? Wo komm ich her ? Oh, und da sind wir schon voll im Thema. Pflegekinder müssen sich mit ihrer Biografie besonders auseinandersetzten . Geschichten wie , mein Vater ist im Gefängnis, meine Mutter lebt auf der Straße, Alkohol, Drogen, sexueller Missbrauch liegen einfach auf der Tagesordnung. Wie geht man mit solch einer Geschichte um, mitten in seiner Identitätsfindung? Als leibliche Mama ist diese Zeit schon sehr schwierig, aber Pflegemamas brauchen besonders in dieser Zeit eine dicke Haut. Oft kommt besonders in dieser Zeit der Satz, du bist ja nur meine „Pflegemama“ . In dem ganzem Wirrwarr des Erwachsenwerdens und der Identitätsfindung müssen Pflegekinder sich nicht nur mit der Herkunftsgeschichte auseinander setzten ,sondern sie werden auch herausgefordert die Grund – und Glaubenssätze der Pflegeeltern loszulassen und ihre eigenen zu finden. Welche eine Herausforderung? Statistisch gesehen entstehen die meisten psychischen Krankheiten bei Kinder in der Pubertät.
Ein weiters Thema, dass mir gestern wieder schmerzlich bewusst geworden ist, wie sogenannte „Pflegekinder“ in ein Klischee gedrückt werden. Kinder zweiter Klasse. Es war erschütternd von anderen Pflegeeltern erzählt zu bekommen, dass manche Kinder nicht die selben Chancen von Lehrern bekommen oder auch in der Gesellschaft Pflegekinder automatisch als schwierig abgestempelt werden.
Wer mehr über das Thema Adoption oder Pflegeeltern wissen möchte, kann sich gerne bei mir unter +43 664 5400468 melden.
Außerdem möchte ich aufgrund meiner Erfahrungen, allen Respekt zollen, welche mit ständiger körperlicher Einschränkung durchs Leben gehen. Ihr seid tapfer und außergewöhnlich . Ich bin nur für kurze Zeit, ein paar wenige Monate eingeschränkt und es wird vergehen, aber ich darf ein wenig Einblick gewinnen, welchen Umstand es macht, mit Einschränkungen (und ich muss gestehen, es sind nur Krücken sowie ein Gerät, dass durch einen Schlauch mit meinem Fuß verbunden ist – VAC System und mein rechtes Bein passt in keinen Schuh) zu reisen.
Auch ein großes Lob an meine Schwester, welche durch die Pflege an meine behinderte Nichte großartiges leistet und nie müde geworden ist. Oder meine Freundin mit zwei hochgradig hörbehinderten Kindern, welche in der Zwischenzeit erfolgreiche Spitzensportler geworden sind – großartige Leistung. Oder eine lebenslustige Frau, welche durch MS an den Rollstuhl gebunden ist, nie unfreundlich, nie grantig, immer so ermutigend ist, wenn sie zu uns ins hALLEluja Familienzentrum kommt.
Ihr alle und auch die ich nicht erwähnt habe und dies lest – ihr seid SPITZE.